10 Tipps für Schildkrötenhalter

1.- 3. Ernährung


Durch übermäßige Zufuhr von Protein und Energie kommt es zu einem schnellen Wachstum. Der Panzer kann nicht mehr ausreichend mineralisiert werden, es kommt zu Deformationen und Erweichungen.

Ein Kalzium-Mangel kommt bei Land- und Wasserschildkröten vor. Bedingt ist er durch kalziumarme Fütterung (vorwiegend Salat bei Landschildkröten ohne gleichzeitiges Angebot von Kalziumquellen, z.B. Sepia-Schalen und durch Verfütterung von Muskelfleisch, Rinderherz oder kalziumarmen Fertigfutter bei Wasserschildkröten). Der Kalzium-Gehalt sollte bezogen auf die Trockenmasse des Futters bei 0,6-2 % liegen. Gerade bei Wasserschildkröten kennt man das Bild der MBD (metabolic bone disease), deren Enstehung durch Verfütterung eines kalziumarmes Fertigfutters mit ungenügendem Vitamin-D Gehalt begünstigt wird.

Vitamin D wird von Reptilien in der Haut hergestellt, allerdings nur bei ausreichender UV-Bestrahlung. Vitamin D sorgt für den Kalziumeinbau in die Knochen. In der Schildkröten-Nahrung sollten 100-200 Internationale Einheiten (IU) Vitamin D pro kg Futter (Trockensubstanz) vorhanden sein. Diese Angaben finden Sie auf Ihrer Futterverpackung. Gründe für Vitamin-D-Mangel sind auch zu alte Lampen, eine Glasscheibe zwischen Lampe und Tier und einseitige Fütterung (z.B. Rinderherzfütterung bei Wasserschildkröten).

Ein sehr selten vorkommender Mangel an Vitamin A kann zu Ohrabszessen bei Landschildkröten führen, eine Überdosis Vitamin A per Injektion führt weit öfter zu Hautproblemen und Tod als ein Mangel.

Bei Wasserschildkröten führt ein Vitamin A Mangel zu Augenproblemen und Schwellungen der Lider.

Was darf und soll man also Landschildkröten füttern?

Landschildkröten füttert man hauptsächlich mit Wildkräutern und Heu. Es sollten Sepia-Schalen zur freien Aufnahme zur Verfügung gestellt werden. Ein optimales Kalzium-Phosphat-Verhältnis haben folgende Futtermittel: Löwenzahn, Luzerne, Klee, Kresse und dunkle Salate. Kopfsalat hat oft einen zu hohen Phosphat-Gehalt und ist deshalb ungeeignet.

Was darf und soll man Wasserschildkröten füttern?

Trockenfutter für Wasserschildkröten sollte mindestens 1 % (besser 2 %) Kalzium in der Trockensubstanz enthalten und ein Kalzium-Phosphat-Verhältnis von 2:1. Zusätzlich füttert man Regenwürmer, Wildkräuter, ganze Fische oder Babymäuse.


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1.- 3. Haltung von Schildkröten

Temperatur und Luftfeuchte:
Junge Landschildkröten verbringen den Großteil des Tages im Boden eingegraben. In der Natur ist der Boden kühl und feucht, und Wärme kommt nur von oben (durch die Sonne). Verwendete Heizmatten oder Heizkabel, die das Terrarium von unten erwärmen, führen zur Erwärmung des Tier und trocknen den Boden aus. Als Folge davon kommt es bei den jungen Schildkröten zum stärkeres Wachstum des Bauchpanzers (Plastron), insbesondere des Kehlschildes. Das Kehlschild kann dabei so groß werden, dass der Kopf nicht mehr ausreichend vorgestreckt werden und so keine ausreichende Nahrungsaufnahme mehr stattfinden kann.

Die fehlende Feuchte im Boden führt auch –gerade bei jungen Schildkröten- zu einem pyramidenartigen Wachstum der Knochenschilder des Rückenpanzers. Es kommt dann zu einem höckerigen Aussehen des Rückenpanzers. Früher hat man angenommen, dass ein zu hoher Proteinanteil in der Nahrung die Ursache dafür ist, dies ist aber widerlegt (*Petra Kölle, Kleintier.konkret, 2010; 4:18-27).

Auch beim Brüten kann die falsche Temperatur zu Missbildungen (Panzerdeformatio und –verfärbung) bei den Jungtieren führen.

Sorgen Sie also in jedem Fall für einen Feuchtbereich, in dem das Tier sich eingraben kann! Eine alleinige Terrariumshaltung ist für Landschildkröten nicht artgerecht. Sie sollten in einem Freigehege gehalten werden und ein Winterschlaf sollte gehalten werden. Landschildkröten sollten regelmäßig 1-2 x pro Woche gebadet werden.

Bei Wasserschildkröten muss auf die Wasserqualität geachtet werden. Es sollte zusätzlich zu einer Filteranlage auch regelmäßig ein Wasserwechsel vorgenommen werden.

UV-Licht:
In der Übergangszeit muss bei Landschildkröten eine UV-Lampe eingesetzt werden, um genügend UV-Licht zur Synthese von Vitamin-D bereit zu stellen (z.B. die Osram Ultra Vita Lux 300 W, 20min/ Tag im Abstand von 20 cm). Ganz wichtig ist, dass diese Lampen begrenzte Haltbarkeit besitzen und alle 6 Monate erneuert werden sollten!!!
Zusätzlich kann ein Spotstrahler als Sonnenplatz angebracht werden, der Wärme von oben spendet. Wenn vorhanden, ist natürliches Sonnenlicht vorzuziehen.

Bei den meisten Wasserschildkröten ist eine UV- Lampe unbedingt erforderlich. Sie sollte als Strahler über dem Landteil installiert werden. Wasserschildkröten nehmen Sonnenbäder, um ihren Körper zu erwärmen. Für die optimale Futterverdauung ist dies notwenig, aber auch zur Häutung und Verhinderung von Pilzinfektionen.


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4. Altersbestimmung


Die Größe des Tieres gibt nur bedingt Auskunft über das Alter, da das Wachstum haltungs- und ernährungsabhängig ist.

Schätzen kann man das Alter von Schildkröten anhand der medianen Längslinie (diese verläuft mittig an der Unterseite des Tieres vom Kehlschild zum Afterschild): Bei Tieren < 15 Jahren verläuft die Längslinie geradlinig und wird mit fortschreitendem Alter zackig. Bei Tieren >60 Jahren verläuft die Linie vollständig gezackt.


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5. Geschlechtsbestimmung bei Schildkröten


Bei erwachsenen Schildkröten zeigt sich das Geschlecht auch an der Panzerform.
Männliche Tiere haben einen konkaven Bauchpanzer, um besser auf die weiblichen Tiere aufspringen zu können. Bei den weiblichen Schildkröten ist der Bauchpanzer eben, da sie mehr Platz in der Bauchhöhle brauchen für die Eier.
Der Schwanz ist beim Männchen häufig länger und dicker. Die Kloake liegt beim Männchen jenseits des äußeren Rückenpanzerrandes. Männliche Schmuckschildkröten und ihre Verwandten haben längere Krallen an den Vorderbeinen.


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6. Winterruhe (Hibernation)


In der Natur lösen sinkende Temperaturen in subtropischen und gemäßigten Klimazonen bei Schildkröten den Winterschlaf aus. Landschildkröten graben sich bis unter die Frostgrenze in den Boden ein.
Wasserschildkröten vergraben sich am Grund ihres Teiches, wo das Wasser eine so hohe Dichte hat, dass es nicht friert. Sie können anaeroben Stoffwechsel nutzen und gelösten Sauerstoff über ihre Haut und die Rachenschleimhaut aufnehmen.

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, wollen Landschildkröten in den Winterschlaf versetzt werden. Die Vorbereitung auf den Winterschlaf beinhaltet mehrmalige warme Bäder, die den Kotabsatz fördern. Der Darm sollte vollständig entleert sein, bevor das Tier hiberniert. Bei der Gelegenheit kann man Kot untersuchen lassen auf Parasiten, gegen die vor der Winterruhe vorgegangen werden muss.

In der Regel sollten nicht mehr als 10 % des Gewichts im Winterschlaf verbraucht werden. Regelmäßiges Wiegen (1 x wöchentlich) bei sehr kleinen oder sehr jungen Tieren ist zu empfehlen. Da Sie 1 x wöchentlich den Kühlschrank öffnen müssen, um eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten, bietet es sich an, das Lüften und die Gewichtskontrolle miteinander zu verbinden. Sollte der Gewichtsverlust größer als 10 % sein, wird das Tier geweckt – stufenweises Aufwärmen- erst in den Keller, dann Zimmer, dann Wärme und Licht zuführen und angefüttern/baden/ trinkenlassen.


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7. Panzernekrose


Panzernekrosen entstehen bei ungenügender Wasserqualität (bei Wasserschildkröten) sowie durch Verletzungen des Panzers (bei beiden Arten). Es kommt zur Besiedlung des Panzers mit Pilzen und verschiedenen Bakterien. Panzernekrosen erfordern nach einem Debridement mit dem scharfen Löffel (unter Schmerzausschaltung oder Narkose) eine Intensivbehandlung mit einem Antibiotikum, tägliche lokale Desinfektion der wunden Stellen und eine Haltung des Tieres auf Zeitungspapier.
Wasserschildkröten sollten stundenweise trocken gehalten werden, da es die Heilung fördert.


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8. MBD (metabolic bone disease)


Unter MBD fasst man verschiedene systemische metabolische Knochenerkrankungen zusammen. Eine solche Erkrankung entsteht durch falsche Fütterung (Vitamin D und Kalzium Mangel) und UV- Lichtmangel. Auch eine Beteiligung von Parasiten, die zur mangelnden Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm führen, wird diskutiert.

Zeichen einer solchen Erkrankung bei Schildkröten sind ein weicher, deformierter (oft nicht mehr arttypischer- also zu flacher oder hutförmiger) Panzer. Die Knochenkonsistenz der Tiere wird weich und sie können mit dem weich gewordenen Kiefer nichts mehr beissen.

Meist kommen sie im Endstadium in die Praxis wegen fehlender Futteraufnahme. Leider ist dann eine Behandlung kaum noch möglich. Es kann versucht werden mit Hilfe von Zwangsernährung die Tiere wieder zu stärken. Nehmen die Tiere noch Futter auf, können Injektionen mit Vitamin D und orale Kalzium-Gaben eine Besserung bewirken. Die Tiere bleiben aber mehr oder weniger deformiert. Dabei ist darauf zu achten, weibliche Tiere nicht mehr zur Zucht einzusetzen, da in Folge der Deformationen eine Legenot auftreten kann.

Wichtig zur Vermeidung der MBD ist deshalb die richtige Futter-Zusammensetzung, besonders das Kalzium- Phosphat-Verhältnis. Bei Reptilien ist ein Verhältnis von 1:1 - 2:1 ideal. Die Diagnosestellung erfolgt durch das typische klinische Bild, die Erfragung der Futter- und Haltungsbedingungen, die klinischen Symptome, durch Röntgenbilder und eine Blutuntersuchung.


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9. Behandlung von Panzer-Verletzungen (Traumata)


Je nach Ausmaß der Schädigung kommen Knochenwachs, Drahtcerclagen und/oder Epoxykleber zum Einsatz. Antibiotika und Schmerzmittel müssen verabreicht werden. Verheilte Traumata sind meist noch über Jahre hinweg sichtbar.
Auch bei sehr umfangreichen Verletzungen sollte nicht zu früh eingeschläfert werden. Selbst scheinbar hoffnungslose Fälle können sich nach Reparatur des Panzers erstaunlich gut erholen.


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10. Ihre Schildkröte will nach der Winterruhe nicht fressen?


Die fehlende Futteraufnahme nach der Winterruhe nennt man posthibernale Anorexie.
Wenn Sie Ihre Schildkröte geweckt, aufgewärmt und warm gebadet haben, sollte sie innerhalb einer Woche trinken, fressen und Kot und Urin absetzen.
Besonders wichtig ist dabei die Wasseraufnahme und der Urinabsatz. Wenn Ihr Tier nach einer Woche nichts aufnimmt und ausscheidet, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen.
Neben einer Rehydration, die die Nierenfunktion sicherstellt, können weitere Maßnahmen nötig werden, um das Leben der Schildkröte zu retten.


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Literaturverzeichnis:

  • P. Kölle, Schildkröten- Der Panzer als Spiegel der Gesundheit Kleintier konkret, 2010;4:18-27
  • O’Malley, Klinische Anatomie und Physiologie bei kleinen Heimtieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien, Elsevier GmbH , 1. Auflage 2008
  • T. Göbel, Metabolic bone disease (MBD) bei Reptilien. Veterinärspiegel 2009;4:180-86