Wissenswertes über die Zähne unserer Hauskatzen
Fast alle Katzen über 5 Jahren weisen Veränderungen an ihren Zähnen und dem Zahnfleisch auf. Nicht alle Veränderungen sind mit bloßem Auge erkennbar, da sie sich unterhalb der Zahnfleischgrenze
abspielen.
Eine vollständige und korrekte Erkennung von Zahnerkrankungen kann deshalb nur unter Zurhilfenahme eines Zahnröntgengerätes mittels Einzelzahn-Aufnahmen erfolgen.
Wir möchten Sie im Folgenden über die wichtigsten Maulhöhlen- und Zahnerkrankungen informieren und Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihren Tiger möglichst lang zahngesund erhalten können.
Wie bemerke ich, dass meine Katze Zahnprobleme hat?
Leider bemerken Tierbesitzer Zahnprobleme bei Ihrer Katze oft erst im fortgeschrittenen Stadium. Deshalb ist eine jährliche Untersuchung der Maulhöhle (z.B. im Rahmen der Impfung) ein wertvolles
Mittel, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Sollten Sie eines der folgenden Symptome bei Ihrer Katze feststellen, lassen Sie die Zahngesundheit Ihrer Katze überprüfen:
- Mundgeruch
- vermehrter Speichelfluß
- Auflagerungen (Plaque, Zahnstein, Konkremente) auf den Zähnen (sind meist nur an den Backenzähnen sichtbar)
- "Verlängerung" der Eckzähne durch Rückzug des Zahnfleisches
- Zahnfleischrötung
- einseitiger Nasenausfluß
- Zahnverlust, Zahnlockerung
- Einseitiges Kauen
- Veränderte oder verminderte Futteraufnahme
- Kopfschütteln, Kopfschiefhalten
- Kieferzittern, Zähneklappern
Lesen Sie weiter, um sich über verschiedene Zahnerkrankungen zu informieren.
Parodontal-Erkrankungen/ Zahnstein
Wird weicher Zahnbelag, der dem Zahn nach der Nahrung besonders am Zahnfleischrand anliegt, nicht weggeputzt oder durch Speichel weggespült, entsteht nach einer Weile der festere Zahnstein.
Zähneputzen ist das effektivste Mittel, Zahnbelag zu entfernen. Die mechanische Beanspruchung der (hinteren) Zähne beim Kauen (besonders von Trockenfutter) hilft auch, Beläge zu entfernen.
Besonders für die Zahnhygiene entwickelte Futterpellets (z.B. Hill's t/d oder Dental von Royal Canin) "stülpen" sich Richtung Zahnfleisch über den Zahn und reinigen diesen mechanisch und
enzymatisch. Auch Wasserzusätze (z.B. Aquadent von Virbac) sind erhältlich, die über das Trinkwasser die Bakterien bekämpfen, die für die Zahnsteinbildung verantwortlich sind.
Prophylaxemaßnahmen für die Zahngesundheit können die Zahnsteinbildung deutlich verlangsamen. Wenn sich aber schon soviel Zahnstein angesammelt hat, dass eine Zahnreinigung
notwendig wird, ist die anstehende Prozedur die gleiche wie bei Ihrer persönlichen Zahnreinigung beim Zahnarzt: Wir entfernen den Zahnstein schonend per Ultraschall (wichtig ist:
auch unter dem Zahnfleisch, wenn nötig!). Anschließend polieren wir die Zahnoberflächen glatt, um die erneute Zahnsteinbildung zu erschweren. Eine anschließende
Fluoridbehandlung dient der Härtung des Zahnschmelzes.
Unsere Patienten erhalten für die Zahnreinigung je nach Stadium der Parodontalerkrankung eine Sedation (Beruhigungsspritze) oder eine Narkose. Die Sedation ist gut verträglich und antagonisierbar
(wiederaufhebbar mit einem Gegenmittel) und wenig belastend. Wenn der Eingriff aufgrund fortgeschrittener Erkrankung mit Schmerzen verbunden ist (wenn z.B. auch unter dem Zahnfleisch oder an den
Zahnhälsen eine Reinigung erfolgen muss oder Zahnextraktionen notwendig werden) wird eine Narkose erforderlich.
Übrigens: Die TVT (Tiermedizinische Vereinigung für Tierschutz) hat ein Merkblatt veröffentlich, das das
Zahnsteinentfernen ohne Betäubung und ohne Politur (wie es in Hundesalons oder unseriösen Tierarztpraxen angeboten wird) als tierschutzwidrig einstuft.
Die Rolle der Zahngesundheit wird von Tierbesitzern oft unterschätzt. Die Belastung des Immunsystems durch ständig abgeschluckte Bakterien und durch chronische Entzündungen im Maul ist aber
immens. Es wurde nachgewiesen, dass
- Schädigung und Entzündungen des Herzmuskels
- Leberentzündungen (parenchymatische)
- Nierenentzündungen (interstitielle und Glomerulonephritis)
- chronische Bronchitis
als Folgen von Entzündungsprozessen im Maul auftreten können.
FORL (feline odontoklastische resorptive Läsion)
FORLs sind eine Katzen-Besonderheit. Im Gegensatz zum Menschen, der sich oft mit Karies herumschlagen muss, sind Katzen nicht kariesanfällig. Bei einer FORL baut der Körper der Katze selbst die Hartsubstanz der Zähne ab, und es entstehen Defekte an den Wurzeln und Kronen. Die Krone zeigt erst im fortgeschrittenen Stadium Veränderungen. Anfangs sind diese oft sehr dezent. Röntgt man jedoch diese FORL Zähne, wird das Ausmaß der Schädigung sichtbar. Deshalb sollten im Rahmen einer Zahnreinigung bei Katzen immer Dental-Röntgenbildern erstellt werden.