Erkrankungen beim Kaninchen

 

  • Zahnerkrankungen

 

  • Durchfallerkrankungen

 

  • Enzephalitozoonose (E. cuniculi)

 

  • Probleme des Magen/ Darmtraktes

 

  • Augentränen/ Augenausfluß 

 

  • Madenbefall

 

  • Harngries/ Blasenschlamm

 

  • Schuppiges Fell

 

  • Schnupfen (Kaninchenschnupfen/ Syphilis)

 

 

 

Zahnerkrankungen

Zahnspitzen
Zahnspitzen

Sehr häufig werden Kaninchen mit Zahnproblemen bei uns vorgestellt. Dabei sind die Zahnprobleme nicht immer gleich offensichtlich: Tränende Augen z.B. können das einzige Symptom sein.

Fehlgestellte Schneidezähne können angeboren sein oder sich erst im Laufe der Jahre durch Fehlernährung entwickeln. Im Normalfall stehen die Oberkiefer-Schneidezähne vor den Unterkiefer-Schneidezähnen. Ober- und Unterkiefer-Schneidezähne sollen etwa gleich lang sein.
Wenn Sie bei Ihrem Kaninchen feststellen, dass sich die Schneidezähne schief abreiben, sollten Sie die Backenzähne untersuchen lassen. Ungleichmäßige Abreibung weist auf ein Problem hin: die Belastung der Zähne erfolgt einseitig, wenn Schmerzen vorliegen.
Je nach Grad der Fehlstellung kann eine Behandlung durch Einschleifen und Kürzen der Schneidezähne erfolgen oder die Schneidezähne werden entfernt (mit Wurzel in Narkose gezogen).

Therapie/ Behandlung:
Ein Schleifen oder Kürzen der Zähne (egal ob Schneide-oder Backenzähne) sollte immer mit einem rotierenden Instrument (sprich einem Bohrer) erfolgen. Das einfache "Abkneifen" der Zähne mit einer Zange wird nicht empfohlen, da die Zahnsubstanz gern splittert und schwerwiegende Infektionen der Wurzel und des Knochens resultieren können. Außerdem ist das Ergebnis wesentlich präziser und glatter. (Das ist für die Zunge des Tieres wichtig! Es soll nach der Behandlung ja auch gleich fressen können und wollen.)

Sind die Zähne derart fehlgestellt, dass ein Einschleifen nicht möglich ist, sollte erwogen werden, die Zähne zu extrahieren. In der Regel verhindern solche Zähne eher die Futteraufnahme, als dass sie sie ermöglichen.

Die Häschen kommen meist ohne Schneidezähne besser klar, bloß muss man ihnen das Futter entsprechend zerkleinern (Möhren/ Gurken etc. in Stiftchen geschnitten anbieten). Heu und Gras werden weiterhin ganz normal aufgenommen werden können. Vor der Extraktion müssen aber unbedingt auch die Backenzähne kontrolliert und röntgenologisch untersucht werden (um retrogrades Wachstum zu erkennen- siehe weiter unten im Text).

zungenwärts verbreiterte Zahnflächen
zungenwärts verbreiterte Zahnflächen

Malokklusion der Backensteine

 

Wenn die Backenzähne nicht optimal gestellt sind und sich dadurch nicht gleichmäßig abreiben, spricht man vor einer Malokklusion. Manchmal reicht ein Blick in die Maulhöhle des wachen Tieres aus, um Zahnkanten, -spitzen oder Schleimhautverletzungen festzustellen. Um Veränderungen der hintersten Backenzähne zu erkennen, bedarf es oftmals einer Sedation (Ruhigstellung durch Medikamente) des Tieres.

 

Therapie/ Behandlung:

Das Abschleifen der Zahnkanten und -spitzen und das Begradigen der falschen Ebenen sollte nur am ruhiggestellten Tier vorgenommen werden. Erstens wegen der Qualität der Behandlung, zweitens zur Schonung der Nerven des Tieres und drittens, um Verletzungen zu vermeiden. Das Arbeiten in der kleinen Maulhöhle erfordert Präzision und Geduld. Am wachen Tier ist ein vernünftiges Arbeiten nicht möglich.

 

Röntgen Kaninchen Zähne
retrogrades Wachstum

Elongation der Zähne

 

Die Backenzähne wachsen beim Kaninchen ein Leben lang, und zwar ca. 1 cm im Monat. Unter optimalen Bedingungen sind Abrieb und Wachstum der Zahnsubstanz gleich. Nur durch permanentes Kauen und Mahlen der Zähne aufeinander wird genügend Zahnsubstanz abgerieben.

 

Die landläufige Meinung, man solle Kaninchen etwas Hartes (wie z.B. trockenes Brot ) füttern, damit sich die Zähne gut abreiben, ist also schlichtweg falsch. Der effektivste, stärkste Abrieb erfolgt durch Fütterung von Heu und Gras. Brot ist zur Ernährung von Kaninchen ungeeignet, da es keine Rohfaser und viel Getreide enthält, das für Kaninchen sehr sättigend ist. Die Folge ist eine verminderte Aufnahme von Heu und damit verringerter Zahnabrieb.

 

Das Wachstum der Oberkieferzähne übt Druck auf die Unterkieferzähne aus und umgekehrt. Findet zu wenig Abrieb statt, so wird der Druck durch die länger werdenden Zähne immer stärker. Die Wurzeln werden durch den Druck geschädigt und versuchen, ihm durch Wachstum in die falsche Richtung auszuweichen. Dies nennt man retrogrades Wachstum oder Elongation. Retrogrades Wachstum ist nur durch eine Röntgenaufnahme festzustellen.

 

Therapie/ Behandlung:

 

Die Möglichkeit einer Therapie hängt vom Ausmaß der Elongation ab. Wenn es früh genug erkannt wird, besteht die Behandlung im Abschleifen der Ober- und Unterkiefer-Ebenen in eine physiologische Position.

Durchfallerkrankungen beim Kaninchen


Kaninchen besitzen einen großen Blinddarm, der wie eine Gärkammer genutzt wird. Hier produzieren die physiologisch vorkommenden Darmbakterien alle Vitamine, die das Kaninchen zum Leben braucht.


Da das Kaninchen im Darmabschnitt hinter dem Blinddarm aber diese Vitamine nicht mehr aufnehmen kann, wird der vitaminhaltige Kot aus dem Blinddarm bei der Ausscheidung gleich vom Popo weg wieder gefressen. Diesen Vorgang nennt man Koprophagie. Der gefressene vitaminhaltige Kot wird dann im Dünndarm verstoffwechselt.

Das heißt aber -im Klartext- jegliche vitaminhaltige Paste oder Tropfen, die Sie Ihrem Kaninchen vielleicht gut gemeint eingeben, ist absolut überflüssig und im Grunde genommen rausgeschmissenes Geld.

Blinddarmkot sieht anders aus als die normalen Kaninchenköttel. Blinddarmkot ist weich und feucht, er sieht aus wie Trauben an einer Rebe (viele kleine weiche Kotballen, die aneinander kleben). Der normale Kot ist größer, trockener und härter und enthält hauptsächlich Rohfaser, die nicht verstoffwechselt werden konnte.

Viele Besitzer verwechseln den Blinddarmkot mit Durchfall. Wenn das Kaninchen den Blinddarmkot nicht frißt, z.B. weil es zu dick ist und den Anus mit dem Mäulchen nicht mehr erreichen kann, bleibt dieser oft am Po kleben. Achten Sie darauf, ob außer dem vermeintlichen Durchfall noch normale Kotboller abgesetzt werden. Dann handelt es sich nicht um echten Durchfall.

Aber gleichgültig, ob es sich um nicht-aufgenommenen Blinddarmkot oder echten Durchfall handelt - Sie sollten schnellstmöglich Ihren Tierarzt aufsuchen, um die Ursachen herauszufinden.

Gerade im Sommer ist es sehr wichtig, Kaninchen mit verschmutzter Po-Region sauber zu halten, indem man sie wäscht. Fliegen legen sonst gerne ihre Eier in das verschmutzte, feuchte Fell ab. Als Folge davon entsteht ein sogenannter Fliegenmaden-Befall. Im frühen Stadium des Befalls kann man das Kaninchen noch retten, aber wird der Befall zu spät bemerkt, sind oft große Hautbereiche des Kaninchens schon den Maden zum Opfer gefallen.

Ursachen für echten Durchfall beim Kaninchen können sein:
Kokzidien, Würmer, Trommelsucht, Magenüberladung, Fehlgärung

Ursachen für weichen Blinddarmkot, der nicht gefressen wird, können sein:

  • Überversorgung mit Nährstoffen
  • Zu wenig Rohfaser in der Futterration
  • Kaninchen ist übergewichtig, in der Beweglichkeit eingeschränkt
    (alters- oder schmerzbedingt)


...zurück

Encephalitozoon cuniculi

Die Enzephalitozoonose ist eine Erkrankung des Kaninchens, die zu Veränderungen

im Gehirn, in den Nieren, in den Augen und anderen Organen führen kann. Die Erkrankung wird verursacht durch einen Erreger, der in den Zellen des Kaninchens parasitiert.
Ähnlich dem Herpes-Virus beim Menschen, bricht die Erkrankung nicht bei allen Kaninchen aus, obwohl 50 % aller Haustier-Kaninchen Erreger-positiv sind. (Beim Menschen bekommen auch nicht alle die Lippenbläschen, aber bei fast allen Menschen kann man einen Herpes-Kontakt nachweisen.)

Auch völlig gesund erscheinende Tiere können den Erreger mit dem Urin ausscheiden. Über diesen Urin kann dann eine Übertragung stattfinden von einem Tier zum anderen. Eine Ansteckung kann allerdings auch bereits vor der Geburt durch das Muttertier erfolgen.
Wie auch beim Herpesvirus des Menschen begünstigt Streß den Ausbruch der Krankheit. Wenn ein Tier, das den Erreger in sich trägt, großem Streß ausgesetzt wird  (z.B. Streß durch Zahnbehandlung, Kastration, Hetzjagd durch den Garten, bei Rammlern häufiges Decken ), kommt es zur Unterdrückung des Immunsystems. Dadurch kann der Erreger sich vermehren und macht dabei Körperzellen kaputt.
Sitzt der Erreger im zentralen Nervensystem (ZNS), also dem Gehirn oder Rückenmark, kommt es üblicherweise circa 2 Wochen nach dem Streß zum typischen Bild der Kopfschiefhaltung. Manche erkrankten Kaninchen halten nur den Kopf schief, andere laufen mit schiefem Kopf nur noch im Kreis. Schließlich verlieren sie das Gleichgewicht und fallen um, rollen sich oft anfallsweise über die Längsachse des Körpers. Aber auch ein einfaches Nachziehen eines der Hinterbeine oder eine Lahmheit kann ein Symptom für die Erkrankung sein.

Der Erreger E. cuniculi kann auch erhebliche Schäden in den Nieren des Kaninchens anrichten, ohne dass deutliche Krankheitszeichen zu erkennen sind. Häufig ist nur eine Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust und mangelnder Appetit zu beobachten. Seltener besteht eine vermehrte Wasseraufnahme und erhöhter Urinabsatz.

Veränderungen der Augen durch e. cuniculi kommen in Form von Ablagerung weißer Massen in der vorderen Augenkammer vor.

Sollte Ihnen eines dieser Symptome bei Ihrem Kaninchen auffallen, suchen Sie umgehend einen Tierarzt auf. Je früher die Therapie begonnen wird, desto besser sind die Aussichten für eine erfolgreiche Behandlung.

Der Hauptwirt für E. cuniculi ist das Kaninchen, der Erreger kann aber auch bei

anderen Tierarten (z.B. Meerschweinchen, Ratte, Nerz) und beim Menschen auftreten. Die Gefahr einer Übertragung auf einen gesunden Mensch gilt als relativ gering, ein Risiko besteht allerdings für HIV -Patienten, Patienten, die eine Chemotherapie bekommen und für Transplantatempfänger.
Auch für Kinder besteht ein geringes Risiko, da diese zumeist sehr intensiven Körperkontakt mit den Tieren haben und ihr Immunsystem oftmals noch nicht vollständig ausgebildet ist.

 

Während noch bis vor wenigen Jahren eine Therapie der Enzephalitozoonose

aussichtslos erschien, ist jetzt eine Behandlung möglich. Der Nachweis des Erregers ist mittels Blutprobe möglich.
Züchter werden angehalten, Ihre Tiere vor dem Einsatz zur Zucht testen zu lassen, um den Erreger durch Zuchtauswahl auszumerzen.