Kastration und Alternativen ("chemische Kastration")
Wir möchten hier keineswegs für Sie entscheiden, ob Sie Ihren Hund kastrieren lassen sollen oder nicht. Dies ist immer eine ganz individuelle Entscheidung, bei der die Besonderheiten jedes einzelnen Hundes in die Beurteilung miteinbezogen werden sollten.
Wenn Sie sich aber informieren möchten über den Eingriff an sich, das Für und Wider (also Vor- und Nachteile) der Kastration und mögliche Alternativen, dann können wir Ihnen hier weiterhelfen.
Der Begriff "Kastration" bedeutet: Entfernung der Keimdrüsen (also Hoden, bzw. Eierstöcke). Bei der Kastration der Hündin wird aber außer den Eierstöcken auch die Gebärmutter
entfernt. Es handelt sich also eigentlich um eine sogenannte Ovarhysterektomie.
Bei einer Sterilisation wird keine Keimanlage entfernt, sondern das Tier wird unfruchtbar gemacht durch Unterbinden der Samenstränge oder der Eileiter. Beim Tier wird in der
Regel immer kastriert und nicht sterilisiert, weil das Tier sonst weiterhin läufig / brünstig wird.
Wie läuft eine chirurgische Kastration ab?
Bei der Kastration eines Rüden werden durch einen Hautschnitt vor dem Hodensack beide Hoden vorgelagert. Die Blutgefäße und die Samenstränge werden abgebunden und die Hoden entfernt. Die Hodenhüllen und die Haut werden verschlossen.
Der Rüde bekommt bei uns nach dem Eingriff außer einer Abdeckung durch einen Wundkleber auch noch einen Body angelegt, der als Leckschutz für die nächsten Tage am Tier verbleiben sollte. Zusätzlich sollte der Hund mit Schmerzmitteln versorgt sein.
Die Kastration einer Hündin erfordert das Eröffnen des Bauchraumes. Die Haut und Unterhaut, die Bauchmuskeln und das Bauchfell werden unterhalb des Bauchnabels auf mehreren Zentimetern Länge durchtrennt und so der Zugang zu den Eierstöcken und der Gebärmutter geschaffen. Die zuführenden Gefäße werden abgebunden bevor die Keimdrüsen und die Gebärmutter entfernt werden. Der Verschluß der Wunde erfolgt in mehreren Schichten.
Die Haut wir mit einer Naht verschlossen, die auch in der Haut gesetzt werden kann, so dass von außen keine Fäden sichtbar sind. Selbstverständlich erfolgt eine Kastration nur in
Narkose und auch nach dem Aufwachen muss die Versorgung mit ausreichend Schmerzmitteln erfolgen.
Nach der Operation ist es wichtig, den Hund am Lecken der Wunde zu hindern, um einer Wundinfektion vorzubeugen. In unserer Praxis verwenden wir Baumwoll-Bodies, die dem Tier angezogen werden und
die den Wundbereich zuverlässig abdecken. Halskrägen kommen bei uns nur in Ausnahmefällen zum Einsatz.
Das "Für und Wider" der chirurgischen Kastration
bei Rüden
1. Ein geschlechtsreifer, gesunder Rüde hat einen natürlichen Geschlechtstrieb, den er -als Familienhund gehalten- in der Regel nicht ausleben darf. Die daraus erwachsende
Frustration führt bei Rüden mit stark entwickeltem Sexualtrieb zu ständigem psychischem Leid. Bei diesen Rüden ist eine Kastration aus tierschützerischen Gründen angezeigt.
2. Grundsätzlich beseitigt bzw. reduziert die Kastration nur die Probleme, die aus direkt testosteronabhängigen Verhaltensweisen entstehen. Also z.B::
- bei geschlechtsreifen Rüden das Urinmarkieren im Haus
- das Streunen auf der Suche nach läufigen Hündinnen
- Unruhe, ständiges Jaulen, Futterverweigerung und vermehrte Reizbarkeit, die sich bei Rüden mit starkem Sexualtrieb entwickeln, wenn eine Hündin in der weiteren Nachbarschaft läufig ist
- übertriebenes Imponiergehabe und aggressives Konkurrenzverhalten gegenüber anderen Rüden
- sein erlerntes Verhalten (z.B. Dominanzprobleme gegenüber Menschen) werden durch die Kastration nicht verändert. In vielen Fällen verspricht sich der Besitzer von der Kastration Erfolge, die nur mit einer Verhaltenstherapie erreicht werden können.
3. Ein weiterer Grund für die Kastration ist der bei jedem intakten Rüden auftretende weißgelbe Ausfluss aus der Vorhaut. Eine solche Sekretion wird als "Präputialkatarrh"
bezeichnet. Es bestehen große individuelle Unterschiede hinsichtlich Menge der abgesonderten Flüssigkeit. Eine übermäßige Produktion stellt für viele Besitzer ein hygienisches Problem dar. Mit
Spülungen wird nur ein kurzfristiger Erfolg erzielt, weshalb sich einige Besitzer für die Kastration entscheiden. Danach hört der Ausfluss innerhalb weniger Tage auf.
1. Die Narkose, die zur Kastration nötig ist, sorgt bei ängstlich besorgten Hundebesitzern oft für eine Entscheidung gegen eine Kastration. Durch eine gründliche Allgemeinuntersuchung, die Erstellung eines Blutstatus vor der Narkose und die Verwendung einer schonenden Narkose kann das Narkoserisiko minimiert werden. Der Eingriff an sich ist ein Routine-Ablauf, so dass die Narkosedauer kurz gehalten werden kann.
2. Sehr selten kann bei Rüden nach der Kastration "Harnträufeln" auftreten. Es handelt sich um eine Inkontinenz des Harnröhren-Schließmuskels, die mit Hilfe von Medikamenten
erfolgreich behandelt werden kann. Um diese mögliche Nebenwirkung vor der Kastration ausschließen zu können, empfiehlt sich die chemische Kastration vor dem entgültigen (chirurgischen)
Eingriff.
3. Ebenfalls sehr selten tritt bei Rüden als Folge der Kastration das sogenannte "Welpenfell" auf. Bei Hündinnen bestimmter Rassen kann es gehäuft auftreten. Es handelt sich um
die Entwicklung von weichem, langem Unterfell. Dieses kann aber problemlos geschoren oder auch belassen werden. Es ist nur eine "optische" Nebenwirkung.
4. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Hunde nach der Kastration fett und träge würden. Dies ist aber schlichtweg falsch. Zwar neigen kastrierte Rüden durch die veränderte
Stoffwechsellage eher zum Fettansatz und ab einem gewissen Übergewicht auch zur Entwicklung einer gewissen "gewichtsbedingten" Trägheit, aber dieses Problem lässt sich durch vernünftige Fütterung
leicht vermeiden.
5. Vielfach gefürchtet von Rüdenbesitzern sind auch Verhaltensänderung, die nach der Kastration auftreten. Die Reduktion des Testosteronspiegels an sich hat keine Auswirkung auf
das Temperament, den Bewegungsdrang oder das Lautäußerungsverhalten. Veränderungen, die auftreten sind eher, die die gewünscht sind und testosteronabhängig sind (s.o.).
Wenn aus medizinischen Gründen eine Kastration angeraten wird, überwiegen die positiven (heilenden) Effekte der Kastration die Nebenwirkungen. Medizinische Gründe sind z.B.:
- Nicht abgestiegene Hoden (Kryptorchismus) bei Jungtieren
- Perinealhernien beim älteren Hund
- Prostata-Erkrankungen
- Perianal-Tumoren
- Tumoren der Hoden, Nebenhoden oder des Hodensacks
bei Hündinnen
Dieser Artikel ist noch in Bearbeitung.
Die chemische Kastration
Außer durch Entfernung der Gonaden (Eierstöcke bzw. Hoden) kann eine zeitlich befristete "Kastration" auch durch Medikamente erreicht werden.
Dazu wird dem Rüden ein Medikament in Form eines Chips zwischen die Schulterblätter injeziert. Es wird über einen Zeitraum von mehreren Monaten abgegeben und löst sich vollständig auf.
Der Vorteil der chemischen Kastration liegt darin, dass man testen kann, wie sich der Hund nach der Ausschaltung der Hormone verhält:
- ob sich die erhofften Veränderungen im Verhalten tatsächlich einstellen
- ob und welche Nebenwirkungen auftreten
Sollte der Hund Harnträufeln oder Welpenfell entwickeln, so wird diese Nebenwirkung verschwinden, sobald die Wirkung des Medikaments nachläßt. Für eine dauerhafte Kastration ist die chemische Variante aufgrund der Kosten weniger geeignet.